Ralph Treitz zeigt Chancen und Risiken für Geschäftsmodelle durch die Digitalisierung

Digital Enterprise - Digital Finance - Was bitte ist Digital Controlling?

  • Vom Hüter des Berichtswesens und der nachträglichen Fehleranalyse zur aktiven Steuerung von Enterprise Performance
  • Wie automatisiert man zeitraubende Abläufe wie z.B. Überwachung vielfältiger KPIs?
  • Wie findet man den besten Fokus, wenn digitale Business-Modelle die Unternehmen immer komplexer machen?
  • Welche Fähigkeiten braucht es und welche neuen Ausprägungen erfahren Finanz- und Controlling-Organisationen durch die Digitalisierung?

Ralph Treitz
CEO
Trufa Inc.
San Bruno, CA und Heidelberg


Drei Fragen an Ralph Treitz

  1. Warum sollte die Auseinandersetzung mit der Digitalisierung auch für das Controlling höchste Priorität haben?

    Treitz: Es gibt zwei Sichten auf die Auswirkungen der Digitalisierung. Man kann sie handwerklich betrachten. So fördert die Digitalisierung Automatisierung und andere Optimierungen von Abläufen. Das ist das ureigene Arbeitsgebiet des Controllings, sowohl mit Blick auf die jeweiligen Unternehmenseinheiten, wie Beschaffung, Produktion, Vertrieb, etc. Und natürlich ist auch das Controlling selbst betroffen, auch die eigene Arbeit kann deutlich effizienter gestaltet werden.
  2. Die Digitalisierung bringt aber auch einschneidende Chancen und Risiken für die Geschäftsmodelle von Unternehmen. Solche generellen Veränderungen fallen zunächst in den Aufgabenbereich von Geschäftsleitung, Strategie-Entwicklung usw. Aber wie soll eine Unternehmensleitung ein klares Bild von Chancen und Risiken entwickeln ohne Finance & Controlling? Es wäre fahrlässig, wenn das hauseigene Controlling sich auf die Betrachtung der Vergangenheit fokussiert und das Berichtswesen pflegt, während die Geschäftsleitung die Zukunftsgestaltung in die Hände von externen Beratern legen muss. Hier ist Controlling gefordert.

    Die Digitalisierung bringt aber auch einschneidende Chancen und Risiken für die Geschäftsmodelle von Unternehmen. Solche generellen Veränderungen fallen zunächst in den Aufgabenbereich von Geschäftsleitung, Strategie-Entwicklung usw. Aber wie soll eine Unternehmensleitung ein klares Bild von Chancen und Risiken entwickeln ohne Finance & Controlling? Es wäre fahrlässig, wenn das hauseigene Controlling sich auf die Betrachtung der Vergangenheit fokussiert und das Berichtswesen pflegt, während die Geschäftsleitung die Zukunftsgestaltung in die Hände von externen Beratern legen muss. Hier ist Controlling gefordert.

  1. Wie gut ist die Erkenntnis, dass Handlungsbedarf besteht, aus Ihrer Sicht bei den Unternehmen angekommen?

    Treitz: Der Handlungsbedarf wird zunehmend wahrgenommen, aber leider meist noch diffus. Wenn das Manager Magazin in seiner Februar-Ausgabe vor den „Rattenfängern von Digitalien“ warnt, dann ist das Ausdruck von unklarer Wahrnehmung der Herausforderungen in den Unternehmen.

    Nun muss man zugeben, dass bereits das Erkennen der Aufgabe alles andere als einfach ist, da die Digitalisierung aus vielen Richtungen zuschlägt: Automatisierung ist da noch am einfachsten zu verstehen. Die Frage, ob neue Spieler im Markt das eigene Geschäftsmodell erfolgreich herausfordern können, und wie man sich dazu positionieren soll, überfordert viele Unternehmen. Das „Innovator’s Dilemma“ (Feststellung, dass gerade erfolgreiche Unternehmen eher untergehen, als ihr eigenes, bisher erfolgreiches Geschäftsmodell zu kannibalisieren) ist wissenschaftlich belegt. Wenn nur 7% der deutschen Unternehmen annehmen, dass Startups ihr Geschäftsmodell in Frage stellen könnten, dann zeugt das von aktivem Wegschauen.  Hinzu kommt die Frage nach den Fähigkeiten der eigenen Mannschaft. Das reicht von der IT bis in den Fachbereich und eben auch in’s Controlling. Haben wir die richtigen Skills? Wie können wir Menschen weiterbilden? Wollen unsere Mitarbeiter eigentlich in großer Zahl der Herausforderung folgen, oder müssen wir sogar unsere Belegschaft strukturell umbauen?
  1. Gibt es Erfahrungen aus der ICV-Digitalisierungsoffensive, die Sie gemeinsam mit Prof. Dr. Andreas Seufert im Rahmen Ihrer Fachkreis-Arbeit für den ICV maßgeblich mit vorantreiben, die in Ihren Vortrag mit einfließen?

    Treitz: Natürlich. Die Digitalisierungsinitiative begann mit der klassischen Prämisse eines Arbeitskreises: Lasst uns die Erfahrungen, die wir gemacht haben teilen. Wir haben sehr schnell festgestellt, dass es im Hinblick auf Digitalisierung kaum etwas zu teilen gab. Die Digitalisierung steht eben erst am Anfang, kommt aber mit Macht. Die Teilnehmer des AK BI/Big Data haben also buchstäblich in die Hände gespuckt und die Erfahrungen, die es zu teilen gilt, selbst gemacht. Als Leiter des AK haben Herr Prof. Dr. Seufert und ich die Freude, dass zu koordinieren und den Fluss der Information sicherzustellen. Auch und gerade zum Jahreskongress in verschiedensten Vorträgen, der Ausstellung usw.

    Die Digitalisierungsinitiative bietet dabei mit verschiedener Tiefe an Einbindung allen Interessierten eine Teilhabe. Das reicht von den Webinaren über Hands-on Workshops bis zum temporären Testeinsatz von Software im eigenen Unternehmen. Da gilt weiterhin: Beim Mitmachen lernt man mehr als beim Zuschauen.