„Volatile Zeiten für die Nachhaltigkeitsthematik“: Wo steht das Green Controlling?

In der Unternehmenssteuerung ist das Thema Nachhaltigkeit in den letzten Jahren gereift. Das Controlling ist aber nicht oder nur sehr wenig in die Umsetzung sozialer und ökologischer Unternehmensziele eingebunden. Die Controller sind gefordert, gegenüber ihren Geschäftsführungen stärker in eigener Sache aufzutreten. Das Controlling soll sich zudem stärker mit den Abteilungen vernetzen, die sich mit Nachhaltigkeitsaspekten beschäftigen. Das ist das Fazit der Green-Controlling-Studie 2016 des Internationalen Controller Vereins (ICV).

Green-Controlling-Studie 2016 vorgestellt / Entwicklung seit 2010 bei Umsetzungsgrad und Relevanz untersucht / Mehr Werbung in eigener Sache nötig

München, 29. Juni 2016–In der Unternehmenssteuerung ist das Thema Nachhaltigkeit in den letzten Jahren gereift. Das Controlling ist aber nicht oder nur sehr wenig in die Umsetzung sozialer und ökologischer Unternehmensziele eingebunden. Die Controller sind gefordert, gegenüber ihren Geschäftsführungen stärker in eigener Sache aufzutreten. Das Controlling soll sich zudem stärker mit den Abteilungen vernetzen, die sich mit Nachhaltigkeitsaspekten beschäftigen. Das ist das Fazit der Green-Controlling-Studie 2016 des Internationalen Controller Vereins (ICV).

Mit der Green-Controlling-Studie 2016 sollte der aktuelle Stand des Green Controlling erhoben werden. Vor allem Veränderungen gegenüber der ersten Studie aus dem Jahr 2010 im Umsetzungsgrad und bei der Relevanz des Green Controlling standen im Mittelpunkt. Erstmals wurde auch die Steuerung von sozialen Themen betrachtet.

Die Autoren stellen zum Beginn ihres Berichts „volatile Zeiten für die Nachhaltigkeitsthematik“ fest. So habe das Thema Nachhaltigkeit zwar weiter an Bedeutung gewonnen, aber widersprüchliche Entwicklungen seien nicht zu übersehen. Richtungsweisende Entscheidungen auf dem Klimagipfel in Paris etwa würden überschattet durch Umweltskandale, die bei manchen Unternehmen „die Ernsthaftigkeit einer nachhaltigen Entwicklung auf Unternehmensebene deutlich in Frage stellen“. Parallel dazu nehme der regulatorische Druck zur Veröffentlichung nicht-finanzieller Informationen (z.B. zu Umweltschutz- und Arbeitnehmerthemen) zu. Zur gleichen Zeit sei ein Verfall der Rohstoffpreise wie Erdöl zu beobachten, was wiederum für den Business Case der Nachhaltigkeit abträglich sein kann.

Kundenanforderungen erfüllen, Unternehmensimage verbessern
Die zweite Green-Controlling-Studie des ICV hat gezeigt, dass die strategische Bedeutung der Nachhaltigkeit in den Unternehmen im Vergleich zum Jahr 2010 zugenommen hat, wenn auch weniger stark als vor fünf Jahren erwartet worden war. In der Unternehmenssteuerung ist das Thema Nachhaltigkeit in den letzten gereift. Unter einem „erwachseneren“ Umgang verstehen die Autoren, dass nun die ökonomischen Vorteile im Vordergrund stehen, verbunden mit der gesellschaftlichen Verantwortung und der Erfüllung gesetzlicher Pflichten. Es wurde ebenfalls sichtbar, dass die Nachhaltigkeitsstrategie eines Unternehmens maßgeblich dafür ist, wie das Green Controlling ausgestaltet wird. Demnach setzen z.B. ganzheitlich nachhaltige Unternehmen deutlich stärker auf ein Green Controlling als Unternehmen, die etwa einer Compliance-dominierten Strategie folgen.

Seit der ersten Studie ist der Anteil Unternehmen gewachsen, die im Kontext der Nachhaltigkeit eine marktorientierte Strategie der „grünen Produkte und Lösungen“ verfolgen. „Die Erfüllung der Kundenanforderungen und die Verbesserung des Unternehmensimages gehören zu den wichtigsten Zielsetzungen, die mit einer ökologischen Ausrichtung erreicht werden sollen“, heißt es in der Studie.

Diese hatte auch untersucht, wo die Hauptverantwortung für das Thema Nachhaltigkeit in den Unternehmen liegt: Hier ist es nicht das Controlling, sondern das Topmanagement und die auf dieses Thema spezialisierten Abteilungen (z.B. Umweltmanagement).

Maßnahmen- und reportingorientierte Aufgaben
Nach den wichtigsten Motiven zur Einbindung des Controllings gefragt, wurden vor allem die bessere finanzielle Bewertung der Nachhaltigkeitsmaßnahmen sowie die Bereitstellung geeigneter Systeme und Prozesse durch das Controlling genannt. Dagegen zählten fehlende Ressourcen im Controlling und der bewusste Verzicht auf die Einbindung der Controller zu den wesentlichen Barrieren der Einbindung. Unterstützung suchen die Geschäftsführungen bei ökologischen und sozialen Entscheidungen vor allem durch die Bereitstellung von KPIs und Berichtsinformationen. Unternehmen mit einer ganzheitlichen grünen Strategie haben zudem einen sehr umfassenden Unterstützungsbedarf, auch im Rahmen der Strategieentwicklung und -umsetzung.

Die Mehrzahl der befragten Unternehmen betrachtet die künftige Verantwortung für das Green Controlling als integrativ, d.h. als geteilte Verantwortung zwischen Unternehmenscontrolling und Nachhaltigkeitsmanagement. Zu den wichtigsten Aufgaben des Green Controllings zählen vor allem solche, die als maßnahmen- und reporting-orientierte Aufgabentypen charakterisiert werden können.

Wie die Studie außerdem zeigt, fehlen im Controlling häufig die Kapazitäten zur Übernahme von Green-Controlling-Aufgaben oder die Einbindung des Controllings ist sogar unerwünscht. So resümieren die Autoren: „Zusammenfassend ist hervorzuheben, dass die Geschäftsführung vieler Unternehmen die Controller anscheinend häufig noch nicht als Ansprechpartner für das Green Controlling sieht. Hier sollte das Controlling noch stärker werbend in eigener Sache auftreten, um sich in die Umsetzung ökologischer und sozialer Ziele im Unternehmen einbringen zu können. Darüber hinaus sollte sich das Controlling stärker mit den Abteilungen vernetzen, welche sich mit Nachhaltigkeitsaspekten beschäftigen. Dazu gehören sowohl das Umweltmanagement als auch die Personalabteilung.“

„Green Controlling 2015/16 – Wo stehen wir nach 5 Jahren? – Stand und Herausforderungen der Integration ökologischer und sozialer Aspekte in das Controlling aus Sicht der Controllingpraxis – Ergebnisse einer Studie des Fachkreises Green Controlling im Internationalen Controller Verein (ICV)“, Internationaler Controller Verein e.V., Fachkreis Green Controlling, April 2016, Schriftleitung: Karl-Heinz Steinke, Dr. Sebastian Berlin, Alexander Stehle

Der Studienbericht kann gegen eine Schutzgebühr von 20 EUR in der ICV-Geschäftsstelle erworben werden. Für ICV-Mitglieder steht der Bericht auf der Website exklusiv zum kostenlosen Download bereit.


Der Internationale Controller Verein eV (ICV) hat in D, A, CH sowie in zwölf weiteren Ländern Europas rund 6.500 im praktischen Controlling tätige Mitglieder. Das Leitziel der ICV-Controlling-Philosophie ist ökonomisch nachhaltiger Erfolg. Mit seinem Ehrenvorsitzenden Dr. Dr. h.c. Albrecht Deyhle hat der 1975 gegründete Verein das Controlling im deutschen Sprachraum geprägt und Standards gesetzt. Der ICV führt Controller, CFOs, Manager und Wissenschaftler zusammen und orientiert sich strikt am Nutzen seiner Mitglieder. Im Zentrum stehen Erfahrungsaustausch, Kommunikation sowie die Fokussierung auf zukunftsorientierte Trends. Der Verein verbindet Erfahrung aus der Praxis und neueste Forschungsergebnisse, bereitet dieses Wissen für die praktische Umsetzung auf. Der ICV leistet damit einen Beitrag zum persönlichen Erfolg seiner Mitglieder und zur nachhaltigen Wertsteigerung von Unternehmen. ICV-Vorsitzender ist Siegfried Gänßlen, Stuttgart, stellv. ICV-Vorsitzender ist Prof. Dr. Heimo Losbichler, FH Steyr.

Für weitere Informationen:

  • H.-P. Sander, Presse ICV, EASTWESTCOM, Lachen-Birkenallee 16, D-86911 Diessen am Ammersee, Tel. +49-(0)8807-94 90 94, presse@icv-controlling.com
  • ICV-Fachkreis Green Controlling, Leiter: Dr. Sebastian Berlin, E-Mail: sberlin@ipri-institute.com
  • ICV, Geschäftsstelle, Münchner Str. 8, D-82237 Wörthsee, Tel. +49-(0)8153-88 974-20
  • www.icv-controlling.com